Japanische Papierwerkstatt im Papiermuseum Bad Reinerz (Duszniki-Zdrój)
Die Sammlungen des Papiermuseums wurde unlängst um eine originale Papiermacherwerkstatt aus dem japanischen Dorf Echizen erweitert, wo die Tradition der Papierherstellung bereits 1.300 Jahre gepflegt wird. Die Ausstellung besteht aus Geräten zur Papierherstellung, einem Altar mit einer Statue der Papiergöttin Kawakami Gozen und einer großen Sammlung von Washi-Bögen – Geschenke der Familie Yamaguchi und vieler anderer im Dorf tätiger Papiermacher. Japanischen Spendern ist es zu verdanken, dass das Papiermuseum Bad Reinerz eine der interessantesten Sammlungen zur japanischen Papiermacherei auf unserem Kontinent beherbergt. Eine umfangreiche Sammlung japanischer Washi-Bögen befindet sich in zwei weiteren europäischen Museen, dem Victoria and Albert Museum in London und dem Ethnographischen Museum in Leiden. Aber nur in Duszniki kann man sich all die Geräte ansehen, die zur Herstellung von Papierbögen verwendet werden. So ist die Papiermühle in Bad Reinerz nicht nur ein wichtiger Ort für die Pflege der europäischen Papiermachertraditionen, sondern avanciert auch zu einer immer wichtigeren Sammelstelle für Objekte und Wissen über die Papierherstellung im globalen Rahmen.
Die japanische Sammlung ist vom 8. Juli bis zum 2. Oktober 2022 im Papiermuseum zu sehen.
Einige der in dieser Sammlung enthaltenen Werkzeuge stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jh., die meisten jedoch gehen auf das letzte Jahrhundert zurück. Hier sehen wir unter anderem eine Platte zum Bearbeiten von Rohstoffen, einen großformatigen Bottich zum Schöpfen, einen Satz von Sieben zur Herstellung großer Papierformate, eine Platte zum Auslegen fertiger Bögen und einen Satz Bretter zum Trocknen und Glätten der Bögen. Es lässt sich nur schwer festlegen, wann die Werkstatt der Familie Yamaguchi gegründet wurde, auf jeden Fall ist sie über 120 Jahre alt, stallt also ein Zeugnis traditioneller japanischer Papierkunst dar. Kazuo Yamaguchi selbst war etwa 75 Jahre lang in der Papierherstellung tätig und aus den Archiven der Familien geht hervor, dass er wenigstens die dritte Generation dieser Meister der Papiermacherkunst repräsentiert.
Die Papierwerkstätten von Echizen sind bis heute eine Quelle für überragende Papierprodukte, die unter anderem am kaiserlichen Hof Japans Achtung fanden. Die Kunst der Herstellung von Washi-Papier ist für die Entwicklung der japanischen Zivilisation von großer Bedeutung. Als Beweis dafür wurde das Papier 2014 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Washi-Bögen werden aus den in Japan vorkommenden Pflanzen Gampi, Papiermaulbeere oder Mitsumata angefertigt. Obwohl die Bögen sehr dünn sein können, sind sie viel resistenter als die in unseren Breiten verwendeten Zellulosebögen. Durch den Einsatz großformatiger Siebe können die Formate von Washi-Bögen um ein Vielfaches größer sein als die der in europäischen Papiermühlen hergestellten Bögen. Diese werden nicht allein zum Schreiben verwendet, sondern auch zur Herstellung von Kleidungsstücken, Ornamenten, Einrichtungsgegenständen, historischem Kulturgut und Kunstwerken.
Das sog. Washi-Papier – dies sollte nicht unerwähnt bleiben – fasziniert viele Europäer schon seit Jahrhunderten. Mit dieser Ausstellung im Papiermuseum Bad Reinerz muss man nicht mehr nach Japan reisen, um eine echte Washi-Papierwerkstatt und die von den Papiermachermeistern von Echizen hergestellten Bögen zu sehen.
Die Ausstellung wurde von Initiatorin Joanna Kokoć, die die japanische Papierwerkstatt nach Polen brachte, und Wojciech Luchowski gemeinsam vorbereitet. Die Botschaft von Japan in Polen hat für diese Ausstellung die Ehrenschirmherrschaft übernommen.